Kleider machen Juden. Kleidung, Mode und Textilproduktion in der jüdischen Kultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Kleider machen Juden. Kleidung, Mode und Textilproduktion in der jüdischen Kultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Veranstalter
Institut für jüdische Geschichte Österreichs
Veranstaltungsort
Volkskundemuseum Wien
Gefördert durch
Land Niederösterreich, Stadt Wien
PLZ
1090
Ort
Wien
Land
Austria
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
02.11.2022 - 10.12.2022
Deadline
10.12.2022
Von
Institut für jüdische Geschichte Österreichs

Call for Papers für die 32. Internationale Sommerakademie des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs, Wien, 05. bis 07.Juli 2023.

Kleider machen Juden. Kleidung, Mode und Textilproduktion in der jüdischen Kultur vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Kleidung ist seit jeher ein semantischer Code, der gelesen und entschlüsselt werden kann. Sie erlaubt unmittelbar eine soziale Kategorisierung, die sich stets zwischen Freiheit und Zwang bewegt. Vor allem in der Vormoderne war diese – als göttlich verstandene – Ordnung augenscheinlich und konstituierte ein Ordnungssystem, das soziale Grenzen festsetzte und sich im Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis der Obrigkeit nach Kontrolle, der Gesellschaft nach Ordnung und Abgrenzung und der Gruppe und des Individuums nach Selbstdarstellung und Identität befand. Auch in der Moderne und Gegenwart ist Kleidung eine Projektionsfläche, die – abgesehen von freiwilliger und unfreiwilliger Uniformierung – zunehmend Ausdruck eigener Individualität und selbstbestimmter Gruppenzugehörigkeit ist, die es darzustellen gilt. Bei Minderheiten und anderen marginalisierten Gruppen wie Jüdinnen und Juden gilt dies in besonderem Maße, da es hier auch ganz zentral um Sichtbarkeit geht, die von außen bestimmt (von Judenfleck bis Judenstern) oder von der Gruppe gewählt (wie Tallit und Shtreimel) sein kann. Kleidung unterliegt Moden und ist damit Teil eines dynamischen Systems, bei dem aber nicht nur interne Kriterien variabel sind, sondern auch hierarchische Ebenen durchbrochen werden können, wie es z.B. an den Darstellungen des Judenhuts sichtbar wird.

Kleidung bietet auch die Möglichkeit für bewusste Abgrenzung, wobei die Tora abgesehen von der Herstellung nur sehr wenige einschränkende Vorschriften enthält. Der größte Teil jüdisch religiöser Kleidung entwickelte sich im Mittelalter und wurde seitdem tradiert, wobei klar zwischen einzelnen Regionen und auch Strömungen im Judentum unterschieden werden kann und muss. Dabei verlaufen Exklusions- und Identifikationsprozesse teilweise parallel. Unabhängig von dieser Ebene sind sie aber auch Kategorien von Identitäten, die bewusst gezeigt oder versteckt werden können. Die Haskala und die Einführung bürgerlicher Rechte revolutionierten jüdisches Leben und auch Kleidung, wobei der Wunsch nach Teilhabe und Gleichberechtigung deutlich sichtbar wurde. Dass die von Birnbaum, Buber und anderen geführte Diskussion über ein „richtiges“ oder gar „wahres“ Judentum in der Frage „Kaftan- oder Krawattenjuden?“ gipfelte, zeigt dies besonders.

Die 32. Sommerakademie des Injoest widmet sich vom 05. bis 07. Juli 2023 dem Thema Kleidung, Mode und Produktion im Hinblick auf jüdische Kultur vom Mittelalter bis in die Gegenwart im zentraleuropäischen Raum, ohne sich auf diesen allein zu beschränken.

Im Folgenden finden Sie einige Vorschläge zu möglichen Themenkreisen und Aspekten, die auch unter Einbeziehung von Gender behandelt werden sollten.

- Kleidervorschriften und –ordnungen
- Kleidung im Spannungsfeld von Tradition, Religion und Identität
- Kleidung als kultureller Code
- Kleidung und Flucht, Kleidung und Migration
- Kleidung und Produktion: Jüdische Textilindustrie, vom Hadern- zum Stoffhändler

Wir freuen uns auf Ihre Abstracts (maximal 300 Wörter) und Kurzbiografie inkl. Publikationen (maximal 300 Wörter) und bitten Sie, diese bis 10. Dezember 2022 per E-Mail an Dr. Sabine Hödl (sabine.hoedl@injoest.ac.at) zu senden. Den Referentinnen und Referenten steht eine halbe Stunde Rede- und 15 Minuten Diskussionszeit zur Verfügung. Die Tagungsorganisation übernimmt für Vortragende die Reise- und Hotelkosten. Eine Publikation wird erwogen.

Kontakt

Dr. Sabine Hödl
E-Mail: sabine.hoedl@injoest.ac.at

http://www.injoest.ac.at/
Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Thema
Begriffsgeschichte, Historische Semantik, Bevölkerungs- und Migrationsgeschichte, Bildungs-, Erziehungs- und Universitätsgeschichte, Digitale Geschichtswissenschaften, Emotionsgeschichte, Erinnerungsforschung / Gedächtnisgeschichte, Ethik- und Wertevorstellungen, Frauen-, Männer- und Geschlechtergeschichte, Geistes- und Ideengeschichte, Intellectual History, Geschichte der ländlichen Bevölkerung, Historische Antisemitismusforschung, Historische Bildforschung, Historische Diskursanalyse, Historische Grundwissenschaften / Hilfswissenschaften, Holocaust, Shoa, Genozid, Identitätskonstruktion, Industriegeschichte, Handel und Gewerbe, Jüdische Geschichte, Konsumgeschichte, Kultur, Kulturgeschichte und -wissenschaft, Kunstgeschichte und -wissenschaft, Körpergeschichte, Literaturgeschichte und -wissenschaft, Materielle Kultur, Mentalitätsgeschichte, Mikro-, Lokal- oder Alltagsgeschichte, NS / Faschismusgeschichte, Nationalismusgeschichte / Nationalisierung, Oral History / Zeitzeugen, Politik, Politische Ideen, Ideologien, Recht, Rechtsgeschichte und -wissenschaften, Regional- und Landesgeschichte, Regionen / Regionalisierung / Regionalismus, Religionsgeschichte und -wissenschaft, Rezeptionsgeschichte, Sozial- und Gesellschaftsgeschichte / Sozialwissenschaften, Soziales, Stadt- und Metropolengeschichte, Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaften, Transnationale Geschichte, Vergleich und Transfer / Historische Komparatistik, Wissenschaft, Wissensgeschichte, Zivilgesellschaft
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung